Insolvenzen im Baugewerbe
Blick über die Grenze nach Deutschland
Nach einem aktuellen Beitrag im Manager Magazin baut Deutschland so viel wie nie zuvor.
2022 wird mit einem Anstieg des Gesamtumsatzes von nominal 5,5 % auf EUR 151 Milliarden gerechnet. Preisbereinigt ist das ein Plus von 1,5%. Im November 2021 stiegen die Insolvenzen im Baugewerbe um mehr als 20 % im Vergleich zum Vorjahr, was den stärksten Anstieg in den letzten 20 Jahren darstellt.
Wieso gibt es ausgerechnet jetzt eine Pleitewelle im Baugewerbe?
Der wichtigste Grund sind die Lieferengpässe. Trotz des hohen Auftragsstandes mussten zahlreiche Firmen Kurzarbeit anmelden, weil es an nötigen Materialien mangelte und sie ihre Mitarbeiter nicht beschäftigen konnten.
Diese Lieferengpässe führten zum sprunghaften Anstieg der Preise für Bauholz beispielsweise um 60 %, für Betonstahl mehr als 50 %.
Da die Verträge mit ihren Kunden zu wesentlich niedrigeren Preisen abgeschlossen wurden, brachen die Gewinne ein. Die Eigenkapitalquote liegt im Branchendurchschnitt bei weniger als 20 %.
Eine Besserung ist nicht in Sicht. Die Lieferschwierigkeiten im Hochbau betrugen im Dezember 31 % und im Jänner immer noch 25 %.
Bei einem Preisanstieg von 12 % im November 2021, haben die Bauunternehmen zunehmend Druck, die Preise weiterzugeben. Auch wenn die Verträge das nicht hergeben, versuchen einige Bauunternehmen nachträglich Geld einzufordern.
Eine weitere Kostenfalle droht: neben den Preissteigerungen haben sie derzeit einen akuten Fachkräftemangel. Dadurch kommt es vielfach zu Bauzeitverzögerungen, ein Verzug von 6 – 12 Monaten sei bereits Normalität. Wenn die vereinbarte Bauzeit hinfällig wird, fällt für die Bauherren ein gewaltiger Schadensersatzanspruch an.
Der Grund für den Anstieg sei unter anderem auch die zeitweilige Aussetzung der Insolvenzanzeigepflicht durch Corona. Angesichts der steigenden Risken durch Kostenerhöhungen und Lieferengpässen, empfehlen wir den Bauunternehmen verstärktes Augenmerk auf das Controlling zu legen, mit einem monatlichen Berichtswesen, das die Vermögens-, Ertrags- und Finanzlage umfasst.
Besonders stolz sind wir, dass wir über Jahrzehnte eine Reihe von Bauunternehmen auf dem Weg zu nachhaltig profitablen Unternehmen unterstützen und begleiten durften.
Mag. Hans Roth